Selbstversorgung mit essbaren Wildpflanzen und -pilzen in der Praxis
Kursleiter: Dirk Harmel
Orte: Div. Exkursions- und Seminarorte
Kursbeginn: Einstieg jederzeit möglich
Kursdauer: ein Jahr
April bis November: je eine Exkursion pro Woche
Dezember bis März: je eine Exkursion pro Monat
Buchung: siehe Terminliste
Haben Sie auch schon mal überlegt, wie es wäre, wenn Sie sich selbst aus der Natur versorgen könnten? Wer einem Vollzeitjob nachgeht, wird sich vielleicht nicht sofort ausschließlich aus der Natur ernähren können. Doch bereits auf nur einem Spaziergang am Wochenende können Sie genug Wildes für die ganze Woche sammeln, um Ihrer Gesundheit täglich wichtige Impulse zu geben. Und ganz nebenbei atmen Sie die würzigen Terpene des Waldes oder den Duft einer blühenden Sommerwiese, was nachweislich die Körperabwehr stärkt, Stress abbaut, den Blutdruck senkt und so das physische und psychische Wohlbefinden erhöht.
Sie können alle Termine auch einzeln buchen, der gesamte Kurs ist jedoch in der Summe erheblich günstiger und lohnt sich auch, wenn Sie dann nicht an allen Tagen teilnehmen können.
Wilde Pflanzen und Pilze bieten:
- absolute Frische und Hochgenuss
- ein Vielfaches an Vitaminen, Mineralien, Antioxidantien und weiteren wichtigen Inhaltsstoffen gegenüber industrieller Nahrung
- Nutzung regionaler und saisonaler Ressourcen
- keine Züchtung
- keine Gentechnik
- keine Agrarchemie
- keine Dünger
- keine Zusatzstoffe
- keine Verpackungen
Kursinhalt:
- Kulturgeschichte essbarer Wildpflanzen und -pilze
- Ökologie (Pflanzensoziologie -> wo und wann kann ich was finden?)
- Grundlagen der Bestimmung von Pflanzen und Pilzen
- Systematik der Pflanzen und Pilze
- Bestimmungsrelevante Merkmale von Pilzen und Pflanzen
- Die wichtigsten Gruppen essbarer Pflanzen und Pilze
- Regeln zur Achtsamkeit beim Sammeln - gegenüber der Natur und sich selbst
- Regelmäßige gemeinsame Bestimmungsübungen anhand von Funden auf den Exkursionen
- Giftige Pflanzen und Pilze, deren Inhaltsstoffe und Wirkungen
- Rezepte und Tips zur Zubereitung
- Schonende Konservierungsmethoden (Fermentieren, Dörren, Einkochen, Sterilisieren)
Ablauf:
Der Kurs ist sehr praxisorientiert, alle Kursinhalte werden nur auf Exkursionen vermittelt. Wir starten im Frühjahr mit den allgemeinen Themen im Botanischen Volkspark Pankow. Sollte es kalt und/oder regnerisch sein, können wir dabei nach Absprache auch in das Café Mint gehen, bei schönem Wetter sind wir jedoch im Park unterwegs. Ab ca. Mitte April erwandern wir dann die schönsten und für Wildpflanzen und -pilze ergiebigsten Habitate in Berlin und Brandenburg. Dabei tauchen wir auch tief in die jahreszeitlichen Abläufe der Natur ein und erleben die Zyklische Zeit, die vielen in den linearen Zeitabläufen des Anthropozäns verloren gegangen ist ("Europäer haben Uhren, Afrikaner haben Zeit").
Das Phänologische Gourmet-Jahr
Vorfrühling
Die Blüten der Haseln, deren Pollen uns mit essentiellen Aminosäuren versorgen, läuten das phänologische Jahr mit dem Vorfrühling ein. Knallrote Prachtbecherlinge, die mit dem vergehenden Schnee kontrastieren, fast scheinen sie ihn zu schmelzen, sind die ersten Boten aus dem Reich der Pilze.
Erstfrühling
Im Erstfrühling finden wir dann Bärlauch, Giersch und Brennnessel, die reichlich Eiweiß, Mineralien, Vitamine und vor allem das lange vermisste Chlorophyl zur Entschlackung mitbringen sowie natürlich die unvergleichlichen Morcheln. Wer möchte am Blauen Band des Frühlings an Rilkes Herbsttag denken? Und doch wusste schon Moses, dass Vorratshaltung Segen bringt. Wir fermentieren daher die frischen Kräuter, die uns dann bis in den nächsten Winter mit allen wichtigen Nährstoffen versorgen.
Vollfrühling
Der Kuckuck ruft wieder, Siebenschläfer erwachen und auch wir schütteln den letzten Rest Frühjahrsmüdigkeit ab, um uns an den frischen Trieben der Linden und den Blüten der Obstbäume zu laben, der Waldmeister betört uns mit Maibowle. Auch die Pilze lassen sich nicht lumpen, locken mit Mairitterlingen.
Frühsommer
Nun beginnt die Zeit der schweren Aromen, die in kalter Limonade den Tag versüßen, Holunder, Labkraut, Mädesüß und Steinklee bringen sie uns mit ihren Blüten. Gänsedisteln, Gänsefuß und Bärenklau lösen die Lindenblätter im Salat ab und begeistern auch als Schmorgericht oder in einer Quiche. Pfifferlinge, Rotkappen und Sommer-Steinpilze erden uns wieder. Kein Geheimtip mehr: schwarze Walnüsse an Johanni ansetzen!
Hochsommer
Allenthalben liegt nun der süße Duft der Lindenblüten in der Luft. Wir sammeln sie, um in der nächsten Heizperiode unsere Stimmbänder mit einem Tee daraus zu ölen. Johannisbeeren und Kirschpflaumen reifen, auch die ersten Samen der Brennnessel können eingebracht werden. Keine andere Pflanze bietet in so großer Menge so viele gesunde und leckere Inhaltsstoffe. In regenreichen Jahren kann es jetzt auch schon zu einer wahren Pilzschwemme kommen, doch auch in trockenen Sommern findet man reichlich Sklerotien-Stielporlinge. Wussten Sie, dass diese schon von den alten Römern kultiviert wurden? Heute sind sie eine nur wenigen bekannte Delikatesse.
Spätsommer
Felsenbirne, Vogelbeere, Kornel- und Traubenkirsche bringen jetzt reichlich Farben und Aromen auf den Tisch, auch wollen sie als Marmelade, Kompott oder Chutney für kalte Wintertage eingekocht werden. Hat es ausreichend geregnet, locken schon die ersten Edel-Reizker, für die der Pilzkenner jeden Steinpilz stehen lässt.
Frühherbst
Brom-, Him- und Holunderbeeren liefern weiter Süßes, während die Hasel verschwenderisch mit ihren Nüssen umgeht, aus denen man auch ein hervorragendes Salatöl pressen kann. Ziehen die Schwalben ins Winterquartier, ist die Krause Glucke nur eine der unzähligen Pilzarten, die uns jetzt in die Wälder ziehen.
Vollherbst
Bucheckern, Walnüsse und Edelkastanien liefern nun die Energie für die bevorstehende kalte Jahreszeit und das nicht nur in süßem Gebäck: auch als Basis für eine vegane Bolognese und weitere Pastasoßen machen sie eine gute Figur - solange man sie in Maßen isst. Während die Zeit der Steinpilze langsam zu Ende geht, beginnt die der Maronen, Stockschwämmchen, Schopf-Tintlinge, und, und, und....
Spätherbst
Der beginnde Laubfall zeigt die Reife von Schlehen, Berberitzen, Hagebutten und Mispeln an. Nun heißt es auch, wilde Austern-Seitlinge einzufahren, die um ein Vielfaches leckerer sind, als ihre kultivierten Kollegen, aber das gilt ja für alle wilden Sachen.
Winter
Frisches aus dem Reich der Pflanzen wächst jetzt nicht mehr so üppig, doch ein paar Blätter der immergrünen Nelkenwurz, Silbernessel, Gänseblümchen, Gundelrebe oder Knoblauchsrauke finden sich allemal für einen Salat oder einen Smoothie. Wer jetzt schon seinen Pilzkorb auf den Dachboden gebracht hat, der verpasst Samtfußrüblinge, Frost-Schnecklinge und rauchblättrige Schwefelköpfe. Zugegebenermaßen sind die Blicke der Spaziergänger am Anfang unserer Exkursionen eher mitleidig, doch diese werden schnell neidisch, wenn die Körbe voll sind.