Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium)

Rezept für Borschtsch

Wiesenbärenklau
Wiesenbärenklau

   Dem Wie­sen-Bä­ren­klau hän­gen ei­ni­ge Irr­tü­mer an. So wird er von man­chen für gif­tig ge­hal­ten, da­bei ist er ei­ne der wert­volls­ten ess­ba­ren Wild­pflan­zen über­haupt und in frü­he­ren Zei­ten auch hier­zu­lan­de ei­nes der am häu­figs­ten ge­ges­se­nen Wild­ge­mü­se. Das schlech­te Ima­ge hängt ihm wegen sei­nes na­hen Ver­wand­ten Rie­sen-Bä­ren­klau (He­ra­cle­um man­te­gaz­zia­num) an, mit dem man ihn tat­säch­lich nicht ver­wech­seln soll­te, denn jener ist schon kon­takt­gif­tig. Er ent­hält pho­to­to­xi­sche Fu­ro­cu­ma­ri­ne, die bei Haut­kon­takt und an­schlie­ßen­der Be­son­nung für Ver­bren­nun­gen sor­gen. Der Wie­sen-Bä­ren­klau - unter Ken­nern kurz WBK ge­nannt - ent­hält die­se Stof­fe zwar auch, doch nur in un­be­deu­ten­der Men­ge. Nur wer über­emp­find­li­che Haut hat und be­son­ders schnell zu Son­nen­brand neigt, soll­te ihn mei­den.

Borschtsch
Borschtsch

   Der zwei­te Irr­tum ist, dass Borsch­tsch im Ori­gi­nal mit Ro­ter Bee­te zu­be­rei­tet wür­de. Je­ne kam über­haupt erst spät ins Reich des Bä­ren und bis dahin war - no­men est omen - der Bä­ren­klau die Grund­sub­stanz der Na­tio­nal­spei­se. An den rich­ti­gen Stan­dor­ten tritt er mas­sen­haft auf und kann mo­na­te­lang ge­ern­tet wer­den, im­mer wie­der wach­sen fri­sche Trie­be nach. Für den Win­ter wur­de er dann tra­di­tio­nell si­liert, also milch­sau­er ver­go­ren wie Sau­er­kraut. In die­ser Form ist er auch am lec­kers­ten für den Borsch­tsch, man kann ihn aber na­tür­lich auch frisch ge­ern­tet ver­wen­den. In wel­cher Form auch im­mer, er ver­ei­nigt Aro­men vie­ler wei­te­rer ver­wand­ter Ar­ten aus der Fa­mi­lie der Dol­den­blüt­ler: Sel­le­rie, Pe­ter­si­lie, Möh­re, und Lieb­stöckl. Die Cu­ma­ri­ne ge­ben ihm ei­ne Wald­meis­ter­no­te, die beim Er­hit­zen nach Zimt um­schlägt. Wir wol­len dem ed­len Dol­den­blüt­ler nun wie­der zu der Gel­tung ver­hel­fen, die ihm zu­steht und ver­ra­ten des­halb hier das Ori­gi­nal­re­zept des Borsch­tsch von Ba­ba Ja­ga, mei­ner Ur­ur­ur­ur­ur­ur­oma.
   Vor­her muss aber noch mal da­rauf hin­ge­wie­sen wer­den, dass man so­li­de Kennt­nis­se die­ser Pflan­zen­fa­mi­lie ha­ben soll­te, be­vor man sich an das Be­stim­men ih­rer Ar­ten her­an­traut. Ei­ni­ge Ar­ten wie Schier­ling und Hunds­pe­ter­si­lie sind hoch­gif­tig und für den An­fän­ger nicht leicht zu un­ter­schei­den. Wer hier un­si­cher ist, soll­te Be­ra­tung in An­spruch neh­men.

 

Rezept für Borschtsch:

Mengenangaben sollen hier nicht gemacht werden, man kann die einzelnen Zutaten nach Belieben variieren oder auch andere Suppengemüse verwenden. Neben dem WBK sollte nur unbedingt Weißkohl in den Topf.

  • Rinderbrühe mit Fleisch (Hesse oder Ochsenschwanz)
  • silierter WBK
  • Weißkohl
  • Möhrchen
  • Pastinake
  • Knollensellerie
  • Zwiebeln
  • Porree
  • Knoblauch
  • Lorbeer
  • Pfeffer
  • Piment
  • saure Sahne

Der WBK wird kleingehackt und muss zusammen mit den Gewürzen in der Brühe relativ lange kochen. Die genaue Dauer hängt davon ab, wie reif die Blätter beim Ernten waren. Wenn er noch nicht ganz weichgekocht kommt der klein geschnittene Kohl hinzu und die Suppe kocht weiter, bis auch dieser  nur noch leicht bissfest ist. Schließlich werden die weiteren kleingeschnittenen Gemüse zugefügt und ebenfalls bissfest gekocht. Die Suppe wird dann mit einem ordentlichen Schlag sauerer Sahne serviert.